2022,  Türkei,  Unterwegs

Kapadokien

Gleich nachdem wir beim Bäcker eine Geburtstagstorte für Tobi besorgt haben und uns von den netten Menschen am Platz verabschiedet haben, fahren wir los in die Kälte. Tobi und Sarah sind schon vor zwei Stunden los. Wir beginnen ein Wettrennen, um die einzigen Parkplätze vorm Hotel.
Der Weg ohne Autobahn führt über die Berge und durch einen langen Ort in dem viele, viele Hunde an der Straße entlang wohnen. Leider haben wir nicht mehr soviel Futter dabei und die Einkaufsläden haben hier entweder geschlossen oder kein Hundefutter. Somit müssen wir die harte Entscheidung treffen, welche Hunde das Futter dringender brauchen.


Wir entscheiden uns nach dem Ort die restliche Strecke mit der Autobahn zu fahren, da wir von Sarah die Info bekommen haben dass der weitere Weg über noch mehr Serpentinen führt und es auch gerade anfängt zu schneien. Vorher holen wir noch bei einer PTT die Karte für die elektronische Maut. In Göreme angekommen verlieren wir nur um Minuten das Rennen und beziehen unser Hotel und wir gehen mit Tobi, Sarah und ihren Hund Rio los um die Stadt zu erkunden. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir auf dem Viewpoint in Göreme. Es liegt Schnee und es sind -11 Grad, daher freuen wir uns auf die heiße Dusche und das warme Zimmer. Im Bus schlafen ist ohne Heizung bei diesen Temperaturen nicht möglich, aber die Zimmer sind günstig und so können wir Tobis Geburtstag am Abend noch mit einem Stück Torte im muckelig warmen Hotel feiern.

Morgens um 6.30 Uhr treffen wir uns alle verschlafen vor dem Hotel um die Ballons zu sehen. Da es schneit und die Sicht gering ist, starten keine Ballons, was wir erst nach einer Stunde in der Kälte realisieren. Die seltene Gelgenheit ein Frühstücksbüffet zu haben führt dazu, dass wir die zweistündige Frühstückszeit mit wechselnden Partner mit Rundumblick auf Göreme genießen.

Am zweiten Tag gehen wir zu Fuß zu dem Aussichtspunkt des Red Valley. Wie in der Türkei üblich schließen sich uns zwei Straßenhunde aus der Stadt an.
Leider können wir uns nur schreiend auf dem Weg zum Ausichtspunkt unterhalten, da trotz relativ weniger Touristen minütlich brüllend laute Quadgruppen aus allen Richtungen an uns vorbeidonnern.

Der Ausblick aufs Red Valley ist ganz schön. Dort bekommen wir dann nochmal zuwachs von einer Hündin mit Ihrem Welpen und beschließen von hieraus querfeldein durch das Rose Valley zu wandern. Dabei entdecken wir einige Höhlenwohnungen die wir erkunden und erklimmen, was gar nicht so einfach ist bei soviel Eis und Schnee.
Einer unserer Hundebegleiter greift zwei Reiterinnen an und Björn versucht zu helfen. Doch die eine Reiterin kennt den Hund aus der Stadt und holt schon eine Leine hervor und geht zu Fuß mit Pferd und Hund wieder zurück in die Stadt.

Zurück in der Stadt gehen Sarah und Tobi ins Hotel, (die Hunde begleiten sie bis dorthin) und wir beide wärmen uns im Kings Cafe mit einem Kaffee auf. Der Besitzer ist sehr nett und wir gehören gleich zur Familie. Später gehen wir noch mit Sarah und Tobi essen und wir probieren eine Spezialität der Region aus. Ein Tontopf der mit einem Teig geschlossen wird und darin wird dann das Essen gegart. Der Topf wird brennend serviert und wir bekommen einer Hammer in die Hand gedrückt mit dem wir das Gefäß aufschlagen müssen. Der Inhalt schmeckt ziemlich nach Gulasch.

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Am dritten Tag stehen wir wieder frierend um 6.30 Uhr draußen.
Der Himmel ist klar und es ist windstill. Wo sind die Ballons? Wir warten erfolglos eine Stunde.

Ute hat Geburtstag und wir machen gemeinsam mit unseren Freunden einen Ausflug zum Love Valley. Danach gehts ins Open Air Museum, wo ein ehemaliges Kloster mit einem in den Felsen geschlagenen Dorf zu besichtigen ist. Viele Teile drohen einzustürzen und sind daher nicht mehr besuchbar. Das ist auch der Grund, warum in den 50ern das Kloster aufgegeben werden musste. Schade, wir wären gerne durch die labyrinthartigen Treppen und Gänge hinauf geklettert. Unglaublich wie viele Kirchen und Höhlenwohnungen, Bulgurmühlen und “Weinereien” hier in den Felsen gehauen wurden. Aber das gilt eigentlich für ganz Kapadokien. Bei -4 bis -10 Grad kommt Utes Wunsch bei unserem Lieblingscafé mit 4 Tischen und holzofenbefeuertem Wintergarten einen leckeren Geburtstagskuchen zu essen genau richtig. Der Besitzer freut sich uns zu sehen, bezeichnet uns zum wiederholten Male als seine Familie, die Tischnachbarin aus Main USA gratuliert Ute und wir verstauen ein paar Kalorien als wärmende Schicht unter unseren Klamotten.


Wir sind glücklich diese schöne Zeit hier mit unseren Freunden verbringen zu können, die wir vor einer gefühlten Ewigkeit in Albanien kennengelernt haben, mit denen wir uns immer wieder in Griechenland getroffen haben, mit denen wir zusammen in die Türkei vorgestoßen sind, deren Adoptivwelpen wir haben aufwachsen sehen, dass es für ihn schon vollkommen natürlich ist, dass er aussteigt und der Onkel und die Tante sind auch schon wieder da, und mit denen wir diesen besonderen Ort fünf Monate später wieder gemeinsam bereisen. Wär hätte das gedacht. Und so zuckeln wir hinter dem kleinen Auto, das andere Autos schwarz einfärben kann, geduldig hinterher in Welten, die noch nie ein Tourist gesehen hat. Naja oder fast.

2 Geburtstage, Kappadokien, Heiße Duschen, eigenes Klo, man füttert uns morgens, die Natur ist unglaublich… was will man mehr.

Ballons! Wir wollen Ballons.


Am 4ten Morgen wieder keine Ballons, aber diesesmal haben wir eine Webseite, auf der wir die Startfreigabe sehen können und direkt wieder ins Bett fallen können. Heute beschließen unsere unerschrockenen Freunde draußen zu nächtigen. Bei -7 Grad. Vorher brauchen wir noch einiges an Überzeugungsarbeit den Wagen wieder zum Anspringen zu bringen. Dass es schlussendlich nicht am Wetter lag, verschweigen wir hier um das Renomee einer gewissen Person nicht zu zerstören.
Schlussendlich sind sie fort und wir machen uns auf den Weg zu einer der unterirdischen Städte von denen es hier hunderte geben soll.
Wir können bis zu 8 Stockwerke beleuchtet erkunden. Dann nur noch mit Taschenlampen. Unglaublich, dass in den verwinkelten, winzigen Gängen, die ab einer gewissen Tiefe unweigerlich Platzangst auslösen, Menschen und Tiere gelebt haben, dass hier Wein hergestellt wurde und dass riesige Mühlräder, die Eingänge verschlossen. In jeder Ecke der Räume sind Löcher und Gänge, von denen es aus nach oben unten und schräg geht und wieviele Stockwerke da sein sollen ist schon nach dem ersten Abstieg nicht mehr nachvollziehbar. Es wirkt als hätten Kinder eine gigantische Höhle gebuddelt. Mindestens 4000 Jahre her, wahrscheinlich viel länger. Niemand weiß wer sie waren, deshalb erzählt wohl auch jeder Guide seine eigene Story. Deshalb verzichten wir darauf. Geschichten ausdenken können wir selbst, von gestrandeten Alienkindern, die auf riesigen mittelanatolischen Buddelhamstern aus Angst vor tiefliegenden Schildkröten, die in den Penisbergen lebten unter die Erde gekrabbelt sind … oder so. Egal wie, es ist beklemmend, spannend, fragenaufwerfend. Wie wurde das beleuchtet? Es gibt keine Rußablagerungen. Wären die Hamster auch dran erstickt. Noch beklemmender wurde es erst, als wir nicht mehr alleine waren und eine Busladung Höhlländer sich in unseren Sackgassenraum ergoss. Maske auf! Hamster satteln und volle Kraft durch den Tunnel. Entgegen der Masse raus! Dann lieber fliegende Schildkröten.

Video aus den Höhlen

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„BALLONS!!!!“,

mit diesem Ruf werde ich von Ute am Tag unserer Abreise geweckt. Nur wenige Minuten danach stehen wir auf der Dachterasse. Nach drei Mal um 6.30 in der Kälte auf Ballons warten, können wir es gar nicht glauben. Nicht jeder Reisende, den wir getroffen haben, hatte dieses Glück. Besonders im Winter. Und so schieben sich hinter jedem Berg, hinter jedem Feenturm und jedem Tal nach und nach hunderte Ballons in die Luft. Nicht wenige sind erheblich größer als uns bekannte Ballons. Sie fliegen teils tief und sinken mitten in der Stadt bis auf Straßenniveau herunter, bevor sie wieder aufsteigen. Man kann sich kaum sattsehen an diesem Schauspiel und spätestens jetzt ist klar: Wir kommen wieder.
Wir denken an unsere Freunde, die die eiskalte Nacht heute draußen geschlafen haben und nun mitten zwischen aufsteigenden Ballons erwachen. Wunderschönes Kapadokien. Wir sind unglaublich dankbar, das noch erlebt haben zu dürfen.
Heute fahren wir weiter zum Salzsee, der leider zur Zeit ein normaler See ist, weil Schnee auf Salz… der Rest ist Chemie…

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