2022,  Balkan,  Bulgarien,  Europa,  Unterwegs

Von Sozopol nach Nessebar

Wir fahren Richtung Bulgarien. Ein letztes Mal tanken, die letzten Leckereien bevorraten und dann fahren wir mit einem flauen Gefühl auf die Grenze zu. Entgegen anderslautender Infos bekamen Freunde an der Grenze nämlich sehr wohl die Gesamtrechnung für alle Strafzettel in der Türkei. Es ist praktisch nicht möglich überall genau so langsam zu fahren, wie vorgeschrieben, wenn auf den vierspurigen, autobahnähnlichen Dorfstraßen Schilder auf 50kmh hinweisen und die LKW mit weit über hundert auf dich zu rasen wirst du einen Teufel tun und unter 70 fahren. Zudem standen nicht selten bis zu 5 unterschiedliche Geschwindigkeiten an der selben Stelle (von 30-100km/h).
Auf der freundlichen türkischen Seite, wollte man tatsächlich noch Geld aber nur 1,50€ für eine Mautabbuchung, die nicht funktioniert hatte.
Dann kam die bulgarische Grenze. Wir stehen. Keiner da. Recht ein Schild. Darunter ein kleines Fenster. Keine Ahnung was da steht. Hätten wir nicht vorher gehört, dass hier an der Grenze der Wagen kostenpflichtig desinfiziert, wären wir nie zu dem Fenster abseits der Straße gelaufen und hätten bei dem extrem unfreundlichen Beamten die 3€ für die 2 Tropfen bezahlt, die dann auf s Auto fielen. Die EU ist safe!
Dann noch 2 weitere Grenzen, alle ebenso unfreundlich. Einziger Lichtblick ist ein deutschsprachiger Beamter, der wissen will warum wir hier her wollen, obwohl es kalt ist. Wir scherzen, dass dort wo wir sind Winter ist. Er verzieht keine Miene. Nicht lustig. Ok. Verstanden.
Die Ukrainer vor uns müssen umkehren. Wahrscheinlich nicht geimpft/ getestet.
Dann haben wir es geschafft und direkt hinter der Grenze beginnt die Mautstrasse und dann der Weg durch den Nationalpark, der so oft geflickt ist, dass ich mir einen Feldweg gewünscht hätte. Dafür werden wir 4 mal in einer Stunde von der Polizei angehalten. Kaum abgefahren, nächste Kontrolle. Selbst als wir an einer Kreuzung stehen bleiben, weil wir uns orientieren wollen, geht in einem kleinen Häuschen eine Tür auf und ein Beamter schlendert heran. Türen auf! Kontrolle!. Lächeln wird leider weiter nicht erwidert. Willkommen in Bulgaristan – wie es auf türkischer Seite noch heißt.

Zugegebenermaßen noch immer nicht warm geworden mit den niemals lächelnden Menschen sind wir nach – aus unseren Augen – schrecklicher Bauweise, gerade am Strand, ein wenig versöhnter als wir Sozopol besuchen aber erst richtig als wir Nessebar sehen. Ok es gab einmal schöne Häuser in diesem Land. Wir wissen aber auch, das wir oft (außer in Albanien , Türkei, Costa Rica, Laos und Bali) solche „Uff“ Tage hatten, die Gewöhnungstage.


Die Erklärung, die Freunde von Bulgaren bekommen haben, warum sie niemals Lächeln sind für mich unlogisch und man könnte darüber Stunden reden. In der Biologe heißt Lächeln „ich will dir nichts Böses“. Daher ist es vielleicht nachvollziehbar, dass ein kleines Mädchen auf dem Bordstein, das uns Seifenblasen ins Gesicht pustet und dabei keine Mine verzieht, mit Verlaub, ein wenig creepy ist. Aber auf dem Weg heraus finden wir ein kleines Café, dass unserer Hyygelikeit entspricht (Sofa, nette Auswahl usw) und als ich bezahle war es mir so als hätte ich im Mundwinkel der Kassiererin ein winziges Zucken bemerkt Kommt da etwa der Frühling?!?
Vieleicht fühlen wir uns auch extra herausgefordert und ich kann an dieser Stelle schon mitteilen, dass wir als wir die Küste verlassen, doch noch das lächelnde Bulgarien gefunden haben.


Die Küste hat und hätte schöne Strände. Selbst der Sonnenstrand und Goldstrand, die wir uns viel viel bedeutender und grösser vorgestellt haben sind an sich genommen gar nicht so schlimm. Bzw die Vorstellungen waren einfach sowas von schlimm, dass es ganz ok aussieht. Aus der Ferne. Urlaub würden wir hier nicht machen und so biegen wir ab ins Landesinnere. Sogleich lässt sich die Dichte von ukrainischen SUVs signifikant nach. Sind vielleicht viele hier gar keine Bulgaren?
Der Tag ist sehr warm und wir haben zum ersten Mal – trotz Sturm – den ewigen Winter überwunden, der uns seit Dezember in Griechenland und in der Türkei im Griff hatte.


Am Tag 3 beginnt unser Fremdeln ein wenig abzuebben, als wir überall die rot weißen Bänder der Martenitza sehen, was wirklich ein süßer Brauch ist, aber davon später mehr

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