2022,  Griechenland,  Kreta,  Unterwegs

Geisterdorf Kalami

Nachdem die Wanderung in die Schlucht nicht zu bewerkstelligen war, machten wir uns auf nach Kalami. Das Dorf wurde uns von netten Reisegefährten empfohlen und heute ist es soweit. Wir wussten bereits, dass es verlassen wurde, weil ein Staudamm gebaut werden sollte, dessen Bau aber in der letzten Minute abgeblasen wurde. Es sind kaum Menschen zurückgekehrt, so dass abgesehen von einem Haus an der Autostraße nur eine Frau mit ganz vielen Hunden im eigentlichen Dorf wohnt. Zum Glück waren die eingesperrt, denn die klangen alles andere als friedlich. Was uns erstaunte war wie hoch dieses Dorf lag, nämlich auf einem Bergkamm, aber die Berge aussen herum sind eben noch höher und der kleine Bach unten im Tal sollte wohl das ganze auffüllen – bis über das Dorf hinaus. Das Dorf selbst ist schön verschachtelt und nur zu Fuß zu durchqueren. Die Gebäude sind mal aus Stein, mal Beton. Nicht wenige sind eingestürzt und das Betreten selbst der Flächen davor extrem gefährlich. Es ist wirklich nur eine Frage der Zeit bis hier etwas passiert. Das Dorf ist nicht gerade klein mit mindestens 50 Häusern, wahrscheinlich mehr.


Da die Häuser verlassen wurden ohne Dinge mitzunehmen sind selbst bezogenen Betten, Fotos, Spielsachen aber auch viele Truhen, Amphoren und Möbel vorhanden. Zeitungen von 1991 liegen auf dem Boden. Besonders skurril wirkt es, wenn auf dem Balkon noch Tisch und Stühle stehen, teils noch gedeckt einmal sogar ein Modellboot auf dem Tisch. Dann wieder ist eine aufgebrochene Hausecke im 2. Stock und ein Metallbett ragt ein Stück heraus. Manchmal bricht ein Balkon zusammen und die Stühle darauf wollen durch die Löcher zu uns herunter rauschen. Alles wirkt eher apokalyptisch. Dass es das nicht ist, wirft die Frage auf: Was hatten sie vor? Sollten die ganzen zurückgelassen Sachen, samt Ölfässer, Putzmittel usw im See versinken und dann das Wasser kontaminieren? Auf dem Weg zurück entdecken uns an der aktiven Straße oben im Ort hier zwei Hunde auf einem Dach. Sie rasen laut kläffend nach hinten. Wir lassen es nicht drauf ankommen, ob sie es herunterschaffen und fahren.

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2 Kommentare

  • Carsten Arndt

    Danke für eure tolle Seite! Wir waren vor vier Wochen auf Kreta und wohnten in Malia. Auch wir erkundeten das geheimnisvolle Dorf und jaaaaa, auch uns offenbarten sich die gleichen skurrilen Eindrücke wie euch. Es wohnte im Mittelwert Teil nach wie vor eine alte Frau mit vielen Katzen und Hunde bellten aggressiv im Haus. Später sahen wir auch die Hunde auf dem Dach, Angsteinflössend, aber für die wenigen zurückgebliebenen Einwohner sicher auch ein Schutz vor unwillkommen Gästen. Wir trafen noch drei weitere ältere Menschen, die scheinbar in Kalami leben, alle am Rand der Ortskerns. Aber keiner schien erfreut über uns, obwohl wir freundlich Kalimera sagten und uns bemühten einen respektvollen Eindruck zu hinterlassen. Diese Dorf ist einzigartig und es ist schade das es verfällt. Liebe Grüße Carsten und Steffi aus Quickborn

    • Björn

      Wow, so ein langer Kommentar. Freut uns sehr, dass ihr ganz ähnliche Eindrücke hattet.
      Ja, so ganz klar ist es nicht, ob man wirklich willkommen ist, denn wahrscheinlich fühlen sich die letzten Menschen dort eher wie im Zoo. Das ist dann schon nachvollziehbar. Deshalb haben wir uns recht unauffällig versucht durch die Gassen zu bewegen und die Hunde hinter der Tür nicht zu sehr aufzuregen, auch wenn wir die Katzen davor gerne gestreichelt hätten. Vielen Dank für euren Kommentar und liebe Grüße aus (momentan) Hamburg, Björn

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