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Noch tiefer in den Dschungel

Kennt ihr das? Wenn man ehrlich ist, sind die meisten Orte, von denen man träumt am Ende nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Meistens doch nicht so einsam, doch nicht so krasse Natur, doch nicht so weit weg von allem. Vielleicht haben wir das auch zu oft erlebt und gehen deshalb mit anderen Erwartungen an unser Amazonasabenteuer. Wir sind 500 km von der nächsten Straße weg. Nun fahren wir mit dem Boot eine Stunden den Amazonas hinauf.

Wir haben uns dort im Wald in eine Reserva eingemietet. Wir kriegen so gerade die Unterkunft und Essen zusammen. Dann noch zwei Wanderungen und wollen am zweiten Tag einen Ausflug in das ein paar Kilometer entfernte Puerto Narino machen. Runter zum Anleger und mit den Flusslinien einen Tagesausflug machen.

Dieses Mal übertrifft die Wirklichkeit alle Vorstellungskraft. Unsere Unterkunft, die Reserva, die im Urwald liegen soll, liegt soweit im Urwald, dass wir alleine nicht mehr herausfinden würden. Ein Schiff legt nur an, wenn es bestellt wäre und ein paar Kilometer den Fluss rauf sind 39 km und 1 Stunde Fahrt. Aber von vorne. Wir legen am steilen Ufer an. Alle anderen bleiben im Boot, fahren weiter. Wir werden von einem Guide der Reserva begrüßt. Oben steht ein Soldat mit Maschinengewehr. Bewacht er wirklich die Grenze oder steht er hier, damit keine Drogenkartelle in das indigene Dorf einfallen, oder ganz anders? Auf jeden Fall ein totlangweiligier Job. Keine anderen Soldaten, kein Netz, nix zu sehen. Hinter ihm gibt es ein Betonhaus, dort sitzt eine Soldatin am Schreibtisch. Dort müssen wir uns registrieren. Auch langweilig. Ihr Job. Die 3 Boote am Tag spucken nicht wirklich viele Menschen aus. Da neben steht ein zusammengezimmertes Holzhäuschen. Die Indigenen möchten, dass man sich ebenfalls registriert. Erledigt. Nun geht es 20 min über einen Pfad zum Dorf. Neben uns führt eine sehr hohe Fussgängerbrücke, die hier absolut fehl am Platz wirkt, die gesamte Strecke bis zum Dorf. Warum? Der Amazonas ist im Winter 10 Meter höher als im Sommer. Wir sind recht weit hoch geklettert vom Fluss. Die Brücke ist noch höher.

Im Januar, kann man durch den Wald mit dem Boot fahren. Der unfassbar breite Amazonas wird noch viel breiter. Dann könnten wir auch bis zu unserer Unterkunft mit dem Boot fahren. Nach 20 Min das indigene Dorf. Holzhütten, Wellblech, Fussballplatz. Haben wir schon ursprünglicher gesehen. Der Generator am Funkmast stört ein wenig das Bild. Zumal wir dennoch kein Netz haben.
Nach weiteren 20 Minuten biegen wir vom einzigen Pfad ab. Jetzt geht´s querwaldein. Ab und zu wieder ein Pfad, der Blick nach hinten zeigt: Hier kommen wir alleine nie wieder raus. Die wenigen Pfade biegen in alle Richtungen ab. Immerhin ist der Dschungel im echten Leben nicht so dicht wie im Kino. Wir balancieren über riesige umgestürzte Bäume, um Flüsse zu überqueren und irgendwann sind wir da. Die Reserva. Ohne Strom für die nächsten Tage.

Unten gibt es einen Dorm. Eine Rückwand, die anderen Wände sind offen und mit Mückengittern dicht. In der oberen Etage stehen zwei Räume. Je vier Wände ohne Dach. Aus Gittern gebaut. Und weit oben ein Wellblechdach, das alles bedeckt. Davor eine Terasse mit Netz zum drin lümmeln und Schaukelstuhl. Eine Dusche im Wald mit Blick in den Urwald beim kalt duschen, was wir die nächsten Tage ständig tun werden. Ein weiteres langes Dach. Keine Wände. 4 Hängematten, 2 Schaukelstühle, ein Flauscheteppich, ein Essttisch. Hier ist der Mittelpunkt zwischen Küche und Schlafen. Hier kommen die Äffchen aus dem Wald um Bananen zu stibizen und riesige Schmetterlinge fliegen herum, kleben an dir wenn du schwitzt oder freuen sich auf dein Duschwasser. Alles ist so viel mehr als das was wir erwartet hatten. Es ist mühseelig. Es ist heiß, es geht kein Wind, es gibt keinen Strom, also keinen Ventilator. Man hat das Gefühl, das Hirn kocht im eigenen Sud. Und dennoch ist es magisch. Die Geräusche sind so viel mehr Urwald, als all die Urwälder zuvor. Die Tiere so viel vielfältiger. Noch am gleichen Abend laufen wir klatschnass aber glücklich auf unserer ersten Nachtwanderung durch den Amazonas Regenwald…

Bono Leche – Die Milchäffchen kommen!



Vormittags und Spätnachmittags kommen die kleinen Bono Leche aus dem Wald um sich Bananen zu holen. Die kleinen Äffchen, die kaum an solche erinnern, sondern eher an eine Mischung aus Eichhörnchen und Affe, sind es seit jeher gewohnt, sich hier zusätzliche Leckereien abzuholen. Wahrscheinlich sind ihre kleinen Hände viel zu schwach, um die Bananenschalen (leicht) zu öffnen. Sie fiepen ganz ähnlich wie die Liztäffchen im Tayrona Nationalpark.
Wir wissen, dass man Wildtiere normalerweise nicht füttern sollte, aber diese sind von den Indigenen bereits daran gewöhnt und so genießen wir dieses kleine Spektakel, das sich immer mit der Vorhut eines Mutigen Affen ankündigt. Sie heißen Milchäffchen, weil die Nasen weiß sind und aussehen, als hätten sie gerade Milch getrunken.


Die Tage ohne Wanderung verbringen wir in der Reserva. Es ist viel zu heiß sich zu bewegen. Wir waschen dreimal am Tag die Merinoshirts und spielen mit den Schmetterlingen und der Tochter des Hauses.
Dschungelleben halt…

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