Verkehr Kambodscha
Kategorie: Tipps
Jaja, Asien und der Verkehr. Da zieht es dem Mitteleuropäer und speziell dem ordnungslieben gesetzestreuen Deutschen die Schuhe aus. Aber ist der Verkehr wirklich so schlimm oder ist er vielleicht nur anders?
Unsere Erfahrungen legen sogar die Vermutung nahe, dass in Südostasien mehr aufeinander geachtet wird, als in Deutschland, wo man – in der Sicherheit, Recht zu haben, über die Kreuzung prescht, einen Linksabbieger zusammenhupt, um dann – sich komplett darauf verlassend – dass alle anderen sich genau an die Gesetze halten, über die Kreuzung zu prescht. Das kann man hier nicht machen.
Ich will nicht behaupten, dass es einige solche Kandidaten gibt. Hier in Kambodscha sind es teilweise riesige Auflieger, die das Auto, das gerade überholt auch noch überholen, obwohl Gegenverkehr kommt und zudem noch viel Kinder auf Fahrrädern auf den Seiten unterwegs sind. Arschlöcher gibt es überall. Tatsächlich ist Kambodscha, neben Sri Lanka, das erste Land, in dem „der Stärkere hat Recht“ manchmal zutraf. Aber genau da kollidiert das westliche Denken mit dem asiatischen. Wenn du hier überholt wirst, obwohl du gerade überholen wolltest und dadurch immer weiter nach hinten geschoben wirst, regst du dich nicht auf, hupst niemals aus Zorn, wie in Deutschland, sondern achtest ab dem Moment, auf den Menschen vor dir.
Wenn du alle Regeln fallen lässt und dir vorstellst es gäbe keine, dann müssten alle Menschen aufeinander achten, wenn sie fahren würden. Damit wäre das die einzige Regel.
Führerscheine
Wir haben irgendwo gelesen, dass nur 10% der Kambodschaner einen Führerschein haben. Mit so vielen habe ich gar nicht gerechnet. Alleine schon, weil ein Großteil der Fahrer auf Rollern und auch Autos ja ab 9 Jahre alt ist. Aber wir haben kurz danach auch prompt das erste mal eine Fahrschule gesehen, die im Kreisverkehr den Verkehr zum Erliegen brachte. Führerscheine dagegen musst du als Ausländer haben, denn von dir wird kassiert. Gegenverkehr In Deutschland liest man immer wieder was, von Fahrzeugen, die auf deiner Spur entgegen kommen. Das ist so nicht ganz richtig. Sie kommen dir eigentlich immer auf dem Seitenstreifen auf deiner Seite entgegen und dabei vorsichtig. Hintergrund ist der, dass man einfach ein Stück zurück will oder demnächst links abbiegen will. Man wartet hier ungern, weil s auch wenig bringt und beginnt schonmal in die Richtung vorzufahren, bevor man auf den richtigen Fahrstreifen wechselt. Wenn du links abbiegen willst, fährst du bereits vor der Kreuzung auf den linken Seitenstreifen um dann links abzubiegen. Du gibst damit die Kreuzung frei für die Roller, die von Links auf die Straße einbiegen oder queren wollen. Wenn du in der Mitte der Straße stehen bleibst, bis der Gegenverkehr durch ist, musst du wirklich aufpassen, denn damit rechnet hier niemand.
Kreisverkehre
Kreisverkehre, gerne 5-8 spurig sind einfach eine riesige Fläche, wo alle aufeinander zuschiessen und dennoch passiert nichts, weil jeder genau auf die anderen achtet. Und dabei fällt eine ganz besondere Regel auf. Fahr klar und deutlich. Denn die anderen planen ihre Fahrt, wie ein Raumschiff durch einen Meteoritenschauer. Das wird auch gut gehen, wenn nicht irgendwer plötzlich abbremst, oder schlagartig die Richtung wechselt. Langsam fahren dagegen ist erlaubt.
Lichter sind nur Deko auch bei Nacht. Blinker werden zur Hälfte benutzt, oft aber auch nicht mehr abgeschaltet. Nummernschilder gibt es oft nicht und Helme sind Pflicht, trägt aber nur die Hälfte und damit viel mehr als zB auf Bali.
Überholen
Das mit dem Überholen, kann einen den Schweiß auf die Stirn treiben, besonders wenn dein Minibusfahrer am Handy hängt und dabei den Bus vor dir überholt, der gerade seinerseits ein Tuktuk überholt, das gerade rechts von zwei Rollerfahrern überholt wird, während ein LKW entgegen kommt, der gerade zwei Radfahrer überholt und mittendrin überquert seelenruhig ein Hund die Fahrbahn. Diese Situation ist immer und überall. In dieser Sitation wird einer der beiden die Lichthupe betätigen im engeren Fall die Hupe. Der Schwächere zieht sofort zurück und beginnt danach von vorn.
Hupen
Hupen wird ausserdem eigentlich immer nur als Warnung eingesetzt. Fast nie aus Wut. Ein Rollerfahrer hupt zB wenn er dich an der Kreuzung stehen sieht und fürchtet, du könntest los fahren. Oder er überholt dich und ist nicht sicher, ob die unerwartet ausscheren könntest. LKWs mit ihren alles vernichtenden Hupen, hupen auch aus Warnung, manchmal scheint es auch eine Warnung zu dein, dich in den Graben zu werfen, da sie nun auf deiner Spur, wegen Sperrung ihrer, auf deine wechseln werden und einen Scheiß tun werden und zu warten. Das sind die Momente wo man wirklich sauer werden kann. Aber das ist nicht die Regel.
Die Regel ist, keiner will warten. Jeder schlängelt sich durch und darin gibt es ein System von Rücksichtnahme. Wenn man eine solche Kreuzung in einem Video aus Asien sieht, dann sieht das europäische Auge oft nicht, dass das nur funktioniert, weil plötzlich Fahrzeuge kurz anhalten, um anderen die Chance geben zu passieren. Nur so kann das funktionieren und ich frage mich, ob das bei uns wirklich so funktionieren würde.
Auch hier gilt deutlich zu zeigen wohin du willst, entweder durch Blinken aber deutlicher durch zielgerichtetes Fahren.
Beladen
Hier wird alles transportiert was drauf passt. Nicht selten hängen an kleinen Vans hinten mit Paketband 2 Roller dran und ettliche weitere Pakete. Was auf Roller alles drauf geht, muss ich glaube ich nicht berichten. Bis zu 7 Personen und riesige Mengen Gepäck. Kreativlosigkeit kann man den Leuten nicht vorwerfen. Und technisch geht ja sowieso viel mehr, als uns der TÜV immer glauben lassen will, wobei die Aufgabe des TÜV s aber auch ist, so gut wie jede Eventualität auszuschließen. Auch zuhause habe ich schon eine Menge auf den Roller geladen. Gut einen Roller auf einen Roller zu laden, darauf war ich noch nicht gekommen, aber mit Verlängerungsstäben und weit in die Höhe geht ne Menge. Leider kann ich beim Fahren hier nicht fotografieren. Wäre ich Kambodschaner könnte ich auch das.
Ampeln
Gibt es, werden meisten beachtet, wenn man sie überhaupt bemerkt. Der riesige LKW gestern hat aber gehupt und du musstest stehen bleiben, trotz grün. Weil warten ist doof.
Parken und Fussgänger
Parkende Fahrzeuge sind für Fussgänger ein unlösbares Problem, denn alle Bürgersteige werden zugeparkt und zwar so eng, dass es keinen geringsten Weg gibt dort zu laufen. Man läuft also als Fußgänger auf der Straße. Notgedrungen. Das kann nerven, besonders weil auch Eingänge zu Läden zu sind, aber auch wenn keine Autos parken stehen so viele Schilder und Tische auf den Fußgängerwegen, dass ich mir kaum vorstellen kann wie ein Rollstuhlfahrer hier fahren sollte, ganz abgesehen davon, dass es sehr oft metergroße Löcher gibt, nicht ungeplante, sondern Abflüsse und ähnliches.
Khmer Tuktuk
Das ist eine besondere Art des Tuktuks. Es handelt sich dabei praktisch um einen Anhänger, der auf den Rollersitz befestigt ist. Sie sind sehr geräumig, wie eine kleine Kutsche und können im Gegensatz zu Tuktuks bis zu vier Leute aufnehmen und sind das Haupttransportmittel. Auf Sandstraßen empfiehlt sich ein Mundschutz (500 Riel im Supermarkt)Am besten buchst du sie mit einer App wie der PassApp.
PassApp
Das ist ein tolles System. Ich rufe die App auf, Ortung freigeben. Mein Ort ist meistens vorgegeben, weiter klicken, Zielort eingeben oder auf Karte anklicken. Dann wählt du ob Tutuk, Khmer Tuktuk, Taxi oder anderes und dann bekommst du den Fixpreis angeben und die Zeit die gebraucht wird, bis man bei dir ist. Du sieht kleine Autosymbole um deinen Standort wandern und nach Bestätigung siehst du wie jeder nach einander angefragt wird. Wenn jemand bestätigt, siehst du live, wie er angefahren kommt. Dazu gibt es eine Beschreibung der Farbe des Gefährts und ein Foto des Fahrers. Der Betrag ist fix. Der Fahrer hat die Route auf seinem Handy und braucht praktisch kein Wort englisch sprechen, was Fahrern eine Chance gibt, die sonst nicht so gut kommunizieren können. Der Preis ist fest und meistens günstiger. Da ist dann auch noch n bisschen Aufrunden für Trinkgeld drin. Normale Tucktucks sind dagegen geschlossene Dreiräder.
Motorradtaxis
Nie benutzt. Könnte schneller sein in der Stadt, ob sicherer weiß ich nicht. Es herrscht Helmpflicht. Oft haben sie gar keine Helme vdabei oder man möchte die Helme aus hygienischen Gründen nicht aufsetzen.
Busse
Das alles führt dazu, dass wir sehr gut mit dem Roller selbst fahren können, aber beim Gefahren werden auf Nummer sicherer gehen wollen. Deshalb wählen wir inzwischen nur noch Big Busse. Die können einfach nicht so viel überholen und du hast eine gewissen Überlebenschance ab Reihe drei. Die Nachtbusse dagegen, auch Big Busse, mit Betten und Doppelbetten drin, werden oft von Fahrern gefahren, die länger als 24 Stunden hinterm Steuer sitzen und haben eine enorm hohe „Tötungsrate“ von Reisenden. Wir googeln vorher eine Menge und es scheint wenige Busunternehmer zu geben, die wirklich ordentlich fahren. Wir können da Giant Ibis empfehlen und man sagt Mekong sei auch gu,t da haben wir keine Erfahrung. Wir fanden von er Fahrweise auch den Local Bus RMC gut von Siem Reap auch P.P. Der ist aber technisch einfacher. In Kampot dagegen rät jeder von Champa und ähnlichen Unternehmen ab. Wir werden deshalb mit dem Tuktuk bis an die Grenze fahren. Minibusse meiden wir aus fahrertechnischen Gründen hier, zumal sie auch oft überfüllt werden, oder die Fahrer unterwegs stoppen, eine halbe Stunde verschwinden, um mit Freunden was zu essen und dann versuchen, die Zeit wieder aufzuholen, indem sie rasen wie die Irren.
Zug
Es gibt wieder einen Zug in Kambodscha. Momentan von P.P. über Kampot nach Sihanoukville. Langsam aber sicher. Es gibt demnächst auch einen von Poipet nach P.P.Zug würden wir immer vorziehen.
SUVs
Du wirst staunen wieviel riesige Karren hier unterwegs sind. Interessanterweise fast alle unbeschädigt. Soviel zum gefährlichen Verkehr. Aber die vielen reichen Kamboschander, die scheinbar gerne protzen, verstopfen mit ihren riesigen Wagen, Straßen und Fähren, die in der kurzen Zeit kaum Zeit hatten, sich an Fahrzeuge anzupassen, die bisher zu großem Teilen klein und zweirädrig waren. Das stellt die eigentliche Herausforderung dar.
Inlandsflüge
Sind bestimmt billig. Aber das Land ist nicht so groß, als dass du dafür wirklich soviel Abgase in die Luft blasen musst. Wobei ich mir bei den Abgasen hier nicht sicher bin, wer da mehr rausbläst. Aber soweit ich weiß, hat die Kambodschanische Airline in Europa Landeverbot wegen Sicherheitsbedenken.