Wanderung in die Berge zum Tribe des Wae Rebo Village.
Um 7 Uhr klopft es an der Tür. Breakfast. Auf Flores vollkommen normal. Nix mit breakfast until 10.
Die Wanderung nach Wae Rebo verzögert sich, da unsere ansonsten leere und vollkommen überteuerte Unterkunft für die zweite Nacht plötzlich mehr Geld haben möchte und wir entrüstet unsere Sachen packen und hinauf an den Startpunkt fahren, wo es einen kleinen Homestay gibt, der von Blasius betrieben wird, einem Lehrer, der in dem Bergdorf geboren wurde und den Tourismus dahin 2001 begründet hat. Wir werfen unsere Rucksäcke in den einfachen Raum und machen uns an die 2,5 km lange Strecke mit dem Roller zum Startpunkt hinauf.
Die Straße ist gerade so noch mit dem Roller befahrbar. Dann geht es los. 5 km hinauf auf den Berg. Sehr gut ausgebaute aber stetig ansteigende Wege, die über 3,5 km immer höher in die Wolken führen. Leider sind die Täler dadurch nicht sichtbar. Dafür toben Affen und Papageien durch die Bäume, während wir uns motiviert von der Info, dass es auf dem letzen Stück flach ist, vorwärts kämpfen.
Auf dem Weg nach oben kommen uns die 16 Menschen entgegen, die heute als Gäste hier übernachtet haben, die meisten Indonesier aber auch westliche Touristen. Dazu kommen Bewohner, die Kaffeesäcke nach unten bringen.
Dann die ersten Kaffeepflanzen und nach 2,5 Stunden plötzlich die ersten normalen Häuser.
Und dann stehen wir vor dem Eingang. Die großen 16 Meter hohen zeltähnlichen Bambusgebäude erscheinen im Nebel oder besser hinter durchziehenden Wolken, was dem ganzen einen mystischen Anblick gibt. Eine große Menge Menschen sitzt vor dem Hauptgebäude und als wir begrüßt werden, erfahren wir, dass seine Schwester vor 2 Monaten gestorben ist und heute alle ehemaligen Bewohner und Familien aus dem Tal herauf gekommen sind, um Abschied zu nehmen. Für gewöhnlich muss man beim Dorfältesten vorsprechen und um Erlaubnis bitten, das Dorf zu betreten. Der fragt dann bei den Vorfahren an und danach darf man sich frei bewegen. Da zur Zeit Zuviel los ist, werden wir gefragt, ob wir übernachten wollen (325K RP) oder nur einen Tag bleiben wollen (200K RP)
Ganz schön happig. Da wir schon eine Unterkunft haben, weil wir leider wechseln mussten bleiben wir nur heute und bekommen dafür erst einmal Essen. Ausser einer Jakarterin sind wir hier alleine. Es gibt Squash (Pumpkinart) Reis, Omelettrolle, Tara Chips und Kaffee und Tee.
Dann werden wir dem Ältesten vor geführt. Er sitzt in der Mitte des großen Baus, hinter ihm ist eine offene Feuerstelle. Um die herum mindestens 50 Menschen wuseln. Dahinter sind im Halbkreis 8 abgetrennte Räume für die Frauen zu sehen. Wir sitzen auf dem Matten im Vorderen Halbkreis, wo die Männer schlafen. Pro Gruppe muss man noch einmal 50K RP an den Begleiter übergeben der diese dann dem Ältesten bringt. Dieser brabbelt irgendwelche Worte, in denen das Wort „German“ vorkommt. Danach nickt er und unser Begleiter erzählt uns, dass wir nun keine Deutschen mehr seien, sondern ein Teil der Familie und nun frei herum laufen können. Außerdem könnten wir jetzt Bilder machen, hätten wir sie davor gemacht, wären sie meistens auf unerklärliche Weise vom Handy verschwunden. Stimmt nicht, aber als ich jetzt eins mache, ist nichts auf dem Foto. Ich schaue ihn fragend an, dann Ute. Oh Speicher voll. So arbeiten die Ahnen also!
Dann erklärt er uns, dass das Haus noch 4 Etagen hat. Die erste Nahrung für dieses Jahr, die zweite für das nächste Jahr (falls es eine Missernte gibt), die dritte für Saatgut. Die vierte beinhaltet (wie beim Richtfest) einen Kranz für den Segen der Ahnen. Sie seien zwar (zwangsweise) katholisch, weil der Staat nur 5 Religionen zulässt und dabei Naturreligionen und auch Atheismus vergessen hat, aber er sagt 50:50 glauben an einen Gott oder die Vorfahren. Wir glauben es ist ein Mix und der Katholizismus ist ein Überbau, genau wie es auf Lombok der Islam ist.
Wir erfahren, dass sie Tee anbauen, wie 2012 die ganzen Häuser renoviert worden sind, mit Hilfe des Staates, der Steuern 25K RP pro Gast kassiert. Er selbst sei nur zweimal im Monat unten andere hätten auch unten Häuser mit Reisfeldern. In den den anderen 4 runden Wohnhäusern leben jeweils 6 Familien.
Während in Lombok Männer und Jungs vor dem Haus schlafen, schlafen sie hier vor den Schlafkammern der Frauen. Aber auch hier werden Frauen. Wenn man sie heiraten möchte „gekippnaped“.
Richtig erklären, warum man hier weit oben wohnt, konnte er nicht. Wir gehen inzwischen davon aus, dass man sich vor Feinden sicherer fühlte so wie wir es aus Europa kennen. Denn die Menschen waren ursprünglich Seenomaden (wie es sie heute nicht gibt) von Sumatra, die damals hierher kamen.
Heute gibt es keinen freien Blick, aber als wir uns alleine das Dorf anschauen verschwinden die Menschen und Häuser direkt vor uns hinter den durchziehenden Wolken und erscheinen im nächsten Moment wieder. Manchmal hört man nur noch das kreischen und singen der spielenden Kinder auf der Wiese in der Mitte, wo sie sich aus Gras gerade eine Boot gebaut haben. Hier gibt es kein Handynetz, die Leute reden miteinander und hüllen sich in die bunten gewebten Tücher, die in der kühlfeuchten Luft ein wenig Wärme spenden. Wir saugen das Bild der Häuser unserer neuen Heimat auf bevor wir schweren Herzens und mit immer wieder Umdrehen unsere Familie für lange Zeit verlassen.
Es geht hinab. Der Weg ist jetzt rutschig und während Einheimische in Flip Flops oder barfuß an uns vorbei sausen brauchen wir wieder 2,5 Stunden bis wir unten ankommen und zu Blasius in den Homestay fahren, wo wir Essen bekommen und lange mit ihm über das Dorf, das Leben dort und den Tourismus dahin reden. Dieser Besuch wird bis zum Ende unserer Floresreise unser Highlite bleiben.
Um 20 Uhr gehen wir schlafen. Fast schon spät für Flores. Aber morgen geht es weiter nach Ruteng und wir wissen noch nicht, dass der Weg in diese Richtung fast – wenn auch nicht genauso – schlimm wird, wie der Weg hierherum aus 55 km wieder ein 5 Stunden Ritt wird.