2 Monate Lockdown in Andalusien
in Torre del Mar
Ende Oktober wird es langsam zu kalt im Hinterland. Besonders in den Hochebenen wird es jetzt tagsüber teilweise nur noch 12 Grad und nachts deutlich unter 10. Eher 6. Da unser Wagen keine Heizung hat, sehen wir sehnsüchtig auf die Wetterkarte und sehen, dass um Malaga herum noch ständig Temperaturen um die 28 Grad vorherrschen. Da wir am 17.November bis Anfang Januar einen Homesit in einer Hundeauffangstation bei Motril beginnen wollen, beschließen wir wieder nach Torre del Mar zu fahren und von hieraus auf einen Camping bei Motril zu wecheln bis zum 17.11.
Nach zwei Tagen auf dem Campingplatz erfahren wir, dass ganz Andalusien abgeriegelt wird und innerhalb Andalusiens die Region Granada in der auch Motril liegt und so fahren wir sofort nach Motril, um ein Vorstellungstreffen beim Hunde- und Housesitt vorzuziehen und schaffen es kurz vor der Abriegelung wieder hinaus.
Wir bleiben also bis zum 17.11. in Torre del Mar und richten uns auf dem Camping ein. Eine Woche später stellt sich heraus, dass jetzt alle Municipales abgeriegelt werden. Über 450 Stück. D.h. wir dürfen uns in ein paar Tagen nur noch innerhalb unserer Gemeindegrenzen bewegen. Also fahren wir noch einmal in der Provinz Malaga nach Malaga und besorgen uns ein zweites Küchenzelt und richten uns auf eine lange Zeit ein.
Noch ist es warm, das Meer wird langsam zu kalt und die Nächte werden auch immer kälter, so dass wir mit unserem Heizlüfter und den beiden Zelten und einer richtigen Campingküche, die wir bei Decathlon besorgt haben, um abends länger aushalten zu können. Es wird nämlich abends jetzt früh kühl und ein Dauerhaufenthalt im Bus ist nicht möglich.
Dafür haben wir jetzt eine heiße Dusche, Strom, einen Platz mit Abstand, einen Indoorpool, den wir privat mit 2 Personen für 2€/40 Min buchen können, Massagen für 15€ und Sauna für 2€ je 40 Min.
Die Geräuschkulisse, der wir lauschen dürfen besteht aus Papageien, Eseln, Mulis, Pferden, Uhus, tropischen Vögeln, Möwen, Tauben, Hunde und Fischerbooten, Rennwagen, motorisierten Paragleitern und Unmengen mehr. Wir können zu Fuß am Strand entlang oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen.
Die Bars und Nonfood Geschäfte müssen ab 18 Uhr schließen, aber irgendwann – und wenn wir sehen, dass sehr wenig los ist oder wir gar ganz alleine sind, gehen wir nun doch wieder in Cafes und so gehen wir ausgerechnet im Lockdown zum ersten mal wieder essen. So finden wir viel Kaffee, unglaubliche vegane Burger und vieles mehr.
Wir geben viel für Essen aus und melden uns bei Babbel an und lernen wie die Blöden spanisch. Wann wenn nicht jetzt. Gleichzeitig bessere ich mein Französisch, Dänisch und Schwedisch auf und Ute macht wieder Armbänder. Ich schreibe endlich eine Kurzgeschichte, ordne die Reisebilder, hole Blogbeiträge auf und wir schauen sehr viel Netflix. Wir lassen uns von Deutschland eine neue Batterie senden, um lange unabhängig stehen zu können mit Cpap und einen winzigen Beamer aus Spanien mit dem wir auf unserem Platz Open Air Filmabende machen können.
Es gibt immer wieder Phasen in denen es sehr windig ist und die Sonne nicht raus kommt. Dann ist es sehr unangenehm. Die Phasen sind sehr sehr selten, meistens scheint die Sonne, aber schon eine reicht, dass wir sofort in eine Art Depression verfallen und nur noch nachhause wollen. Kommt die Sonne wieder, ist das wieder vergessen. Wir sind einfach am Limit. Wir haben mit Corona viel länger zu tun als andere. Sind seit Januar damit konfrontiert, sind seit September dauerhaft mit Maske unterwegs, haben seit Monaten gerade mal einen Primärkontakt gehabt und das war der Besuch in Motril und als unser Housesitting in der Hundeauffangstation am 16.11. platzt, weil die Besitzer nicht zurück nach Deutschland fahren können, platzt auch unser Plan für den Winter, unser Plan für die kalten Tage und die frühe Dunkelheit.
Wir halten bis zum 23.12. auf dem Campingplatz durch. Die Temperaturen sind immernoch angenehm warm und wir können immer noch wenig bekleidet herum laufen, wenn bei minimal 17 Grad die Sonne scheint. Ab 17 Uhr wird es sehr kalt.
Am 22.12. kommt der Weihnachtsmann und das Rentier (Muli mit Geweih) hält an jedem Platz und verteilte Geschenke.
Andalusiens Municipales öffnen ihre Grenzen wieder am 12.12 und die Provinzen am 18.12. Wir können jetzt durch ganz Andalusien fahren. Allerdings nicht darüber hinaus. Allerdings ignorieren hunderte Deutsche dieses Verbot und kommen auf dem Campingplatz an, während sie gleichzeitig hauptsächlich aus Sachsen, direkt aus dem Lockdown fliehen. Da sie sich vor Ort nun weigern Masken zu tragen, wie wir es alle seit Monaten tun, ist für uns die Zeit abzureisen gekommen. Wir wechseln für Weihnachten in ein Appartement in Benalmádena auf der anderen Seite von Malaga. Wir gucken uns den Ort vorher schon einmal an und entdecken den unglaublich schönen Park.
Am 23. 12 reisen wir als dorthin ab. Vorläufig oder für immer. Wer weiß das schon in diesen Zeiten. Vorher aber fahren wir noch beim Lottoladen vorbei. Wir haben nämlich 120€ in der Weihnachtslotterie gewonnen 🙂