2019,  England,  Spanien,  Unterwegs

Der Aufstieg

Am nächsten morgen beschließen wir nicht nicht nur den Aufstieg zu wagen, sonder auch den Bus zu sparen und wir laufen die 3 km bergauf zum Startpunkt am alten jüdischen Friedhof. Das ist überhaupt noch eine interessante Sache, In Gibraltar soll es heute die best integrierte jüdische Bevölkerung geben und das sehe ich tatsächlich überall. Wann sieht man denn bei uns schon mal die Kippa. Früher war es den Juden nur erlaubt ihre Toten weit draußen vor der Stadt zu beerdigen, wo niemand hinkommt. Inzwischen ist das natürlich alles Stadt .

Als wir eine Pause machen, natürlich hochrot und verschwitzt fährt das GoogleStreetview Auto an uns vorbei, bzw es ist das Auto von „Here“ Navigationsapp. Also sind wir jetzt in Streetview. Rot. Na toll. Ich mache noch ein Witz, wie lustig es wäre, dem Auto zu folgen und ständig vorbei zu sprinten. Sehr witzig. Hätte ich Luft dafür wäre es witzig. Ganz sicher. 

Am Friedhof gibt es eine Rangerstation, wo man auch Eintritt zahlen muss. Allerdings statt 19€ (absurd hoher Preis) nur 7€ als Walker. Sie haben es seit 2016 jedes Jahre scheinbar um 3€ erhöht. Nach nur wenigen hundert Metern um den Berg sehen wir schon die ersten Affen auf einem alten Geschützturm sitzen und über die Stadt schauen. 2 Min vor uns sind zwei sehr junge trainierte Spanier los gegangen. Als wir am ersten Aufstieg ankommen, kommen sie uns bereits wieder entgegen. Wir wundern uns und gehen weiter. Danach geht es plötzlich steil… runter. Wir wollten doch rauf verdammt. Sind wir falsch abgebogen? Wir verstehen plötzlich die anderen. Mit Hilfe einiger Apps sehen wir den Grund. Wir müssen um eine riesige Steilwand herum, dafür müssen wir wieder einiges abwärts. Die Wege sind dünne Pfade, rechts geht es steil herunter und die Seilgeländer, die es ab und zu gibt, geben gerne nach. Danach geht es sehr steil nach oben. Einen halben Kilometer. Unterwegs erkunden wir Höhlen und alte Ruinen von Schiessanlagen, die hier im Hang hängen.

Ganz am Ende wird s nochmal extrem steil. Zum ersten mal hören wie wieder Menschen. Ein Paar unseren Alters, also extrem junges Paar, kommt uns entgegen. Durch den Schweiß, der über unsere Augen läuft lächeln wir sie an und sie bieten uns spontan ihre Seilbahnticktes für die Abfahrt als Geschenk an, da sie gerade diesen Weg entdeckt haben. Wir sagen, dass sie einen wunderschönen Weg vor sich haben, obwohl ich glaube, dass er abwärts wirklich gefährlich ist, aber sie sind ja mindestens so sportlich wie wir – hüstel.


Plötzlich kommen uns Tussis in Badelatschen entgegen und ich höre einen Satz „mach mal ein Bild, damit die Zuhause voll neidisch werden und dann sagen wir denen wir seien um ganz Gibraltar zu Fuß rumgelaufen“.

Na klasse. Deutsche wie sie im Buche stehen.
Aber gleichzeitig ist das auch wie mit Möwen auf dem offenem Meer. Es bedeutet wir nähern und der Küste oder in unserem Fall dem Gipfel und tatsächlich nur wenige Schritte und wir sind OFFIZIELL die HARTGESOTTENEN! Bääääm!

Stolz wie Ute und Björn stehen wir oben ein paar Affen und anderen Artgenossen aus Bottrop, Castrup Rauxel und Esslingen gegenüber. Affen werden angefasst, obwohl sie deutlich ihre Abneigung zeigen, Selfies geschossen, obwohl gewarnt wird, dass das wilde Tiere und keine Zoo Tiere sind. Es ist eine Unmenge an Müll überall verteilt und als wir über den Berghang kommen, stellen wir nicht nur fest, dass wir auf der allerhöchsten Seite des Berges hinauf gestiegen sind, sondern dass Dutzende von Taxis die kleine Straße verstopfen, so dass man als Fußgänger gar nicht mehr vorbei kommt. Der Skywalk – scheinbar recht neu – eine Aussichtsplattform mit Glasboden ist teilweise gesperrt, weil der Glasboden gerissen ist. Vertrauenserweckend. 

Die Ausblicke sind toll, aber sie waren schöner von unserer Treppe aus. Wir wollen nur weg hier. Scheiß auf Hängebrücke und Affentreppe, dafür müssten wir uns zwischen Taxis bis zum Tal hinabzwängen.

Wir besteigen die nächste Seilbahn nach unten und in wenigen Minuten sind wir unten und laufen zurück zum Auto. Ca 5 km. Nur raus hier. Nach Spanien. Aber da haben wir nicht die Rechnung mit den Spaniern gemacht. In 6 riesigen Spuren wie an der Fähre, stehen wir eine Ewigkeit an um aus Gibraltar herauszukommen, denn wenn sie nicht verhindern können, dass Menschen nach Gibraltar herausfahren, können sie doch klar machen, dass sie festlegen, wie lange es dauert, bis man wieder rein kommt. Es lebe Europa. Schönen Brexit noch. 

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