2019,  Kambodscha,  Unterwegs

Fazit. Wie war Kambodscha?

Das ist gar nicht so einfach zu beurteilen. Man kann es nur in Beziehung setzen zu Ländern. In denen wir bereits waren. Das waren in Asien Bali, Thailand und jetzt Vietnam. Kambodschas Menschen sind – außer an den Grenzen – sehr nett, deutlich hübscher, als andere Asiaten und besonders die Kinder nehmen gerne Kontakt auf. Aber auch die Erwachsenen schauen dir gerne in die Augen und lächeln. Man sagt, Kambodschaner werden nie aggressiv. Das stimmt auch, allerdings nicht in den Grenzregionen, wo es ums “Geld machen” geht. Da haben wir sogar Prügeleien gesehen und wir wurden angeschrieen und verhöhnt. Sowas können sich selbst Menschen, die schon lange in Kambodscha leben nicht vorstellen, aber das ist wohl auch speziell. Unbekannt ist es nicht allen, denn eine Entwicklungshelferin, die 30 Jahre in Phnom Penh gearbeitet hat, sagte uns zu unserer Grenzeinreise. „Ah! The Border of hell“. Genau so haben wir es auch beschrieben. Wenn man das weglässt, ist das Land sehr unterentwickelt aber auch sehr schön. Schön durch die Menschen, die Kreativität, nicht durch die Natur, die Sauberkeit oder die Vernunft oder gar die Regierung.

Die Menschen trocknen ihren Weizen auf den Straßen, schlafen auf den Straßen, besitzen oft keine Toiletten, arbeiten bereits als Kinder mit und teils sehr viel für ein paar Riel oder Dollar. Gleichzeitig gibt es sehr viele sehr Reiche. Tendenz steigend. Und die protzen auch gerne.
Außerdem waren wir im Dezember da und das ist der Hochzeitsmonat. Es werden überall Zelte auf den Straßen aufgebaut, weil es ganz einfach keinen anderen Raum gibt und es wird im Akkord geheiratet mit wunderschönen puppigen Kleidern, die im Gegensatz zu den meist getragenen schlichten Klamotten oder Schlafanzügen stehen. Dazu wird kreischige Livemusik gespielt, immer ein wunderschönes Bild des Paares vorm Eingang aufgebaut, damit man weiß, dass man auf der richtigen Hochzeit ist und es wird sich verschuldet. Ein bisschen Bollywood, ein bisschen China, ein bisschen Kambodscha. Apropos Chinesen. Das Land wird zur Zeit von Chinesen dominiert und deren Zerstörungskraft siehst du am stärksten in Sihanoukville aber auch im Bokor Nationalpark. Sie bauen riesige Hochhäuser und Casinos in Naturparks, an wunderschönen einsamen Stränden und in der Hauptstadt, die bisher wenige Hochhäuser hatte. Es leben aber auch viel Expats in Kambodscha. Sie betreiben Restaurants und Guesthouses wie in Kampot, auf Koh Rong oder bis vor kurzem auch in Sihanoukville, bevor die Chinesen alles eingeebnet haben. Der Verkehr ist in Kambodscha gewöhnungsbedürftig. Dadurch das alles an unterschiedlichsten Gefährten auf der Straße unterwegs ist , wirkt er viel schlimmer als in Vietnam oder Thailand.

Dennoch hatten wir beim Roller fahren das Gefühl, dass man sehr aufeinander achtet. Ein paar Idioten gibts immer, besonders schlimm wenn sie hier in riesigen LKWs unterwegs sind.
Beim Essen gab s ein paar Highlites wie Loklak und ein paar Reisgerichte oder Amok, die mal hier mal dort besser waren. Insgesamt ist die kulinarische Vielfalt an den Garküchen aber meist auf Suppen begrenzt. Der französische Einfluss hinterlässt aber durchaus auch Läden mit ordentlichem Brot, besonders dort, wo es Touristen gibt. Die Preise sind günstiger und teurer zugleich. Man muss sich sehr konzentrieren aber am Ende zahlt man eigentlich immer mehr als in den anderen Ländern, da hier alles in Dollar bezahlt wird und dabei einerseits viel aufgerundet wird, andererseits die Summen so klein wirken. Unser Durchschnittspreis ist, obwohl wir versucht haben, fast nur bei den günstigen Locals zu essen, gestiegen.
Busfahren ist ein Risiko. Besonders die Nachtbusse sind wohl ein Problem. Es gibt wenige gute Unternehmen wie Giant Ibis aber zum Glück inzwischen auch wieder eine Bahn vom Süden nach P.P.
Allerdings ist man leider in großen Teilen noch immer rücksichtslosen Busfahrern und Busunternehmen ausgeliefert.

Angkor Wat ist natürlich ein Highlite und wahnsinnig teuer (37$). Aber wie sagt man so schön: Es lohnt sich. Dazu kommt der Tuktukfahrer, aber es geht auch genauso gut mit dem Rad, egal was die anderen einem erzählen wollen. Kambodscha ist extrem günstig was Klamotten betrifft, besonders wenn du auf Elefantenmuster stehst. Teilweise einen halben Dollar pro Kleidungsstück. Ebenso bei Massagen. Die allerdings haben nirgends uns so richtig vom Hocker gehauen. Dafür kosten sie teils nur 1-2 $ in Siem Reap.

Die Kriminalität ist allgegenwärtig, wo die Bediensteten auf dem Flur vor deinem Zimmer schlafen. So wurden auch wir um 200$ und eine Kreditkarte erleichtert, trotz aller Vorsicht.

Möbeltransport

Man hat das Gefühl, dass ein ganzes Land versucht sich aus der Armut heraus zu kämpfen. Manchen gelingt es, manchen gar nicht. Dafür haben wir aber wenige Menschen betteln sehen. Und das, obwohl die alten Fahrradrikschafahrer im Rentenalter unter ihren Fahrrädern schliefen. Du kannst als Tourist sicher auch die Armut übersehen, wenn du dich nur in Pupstreets herum drückst, dein Bier im Partytower trinkst und in die Nagar1&2 Hochhäuser in P.P. zum essen gehst. Selbst die totale Zerstörung der Nationalparks nehmen manche Menschen nicht wahr, während sie direkt durch einen Urwald fahren, der gerade von Baggern vernichtet wird. Das kommt auf einen selbst an.

Unser Fazit ist: Eine Bevölkerung, die man lieben kann. Nicht grundsätzlich und bedingsungslos, aber doch recht oft. Das Land leidet nicht nur unter der Vergangenheit, sondern wird demnächst auch unter ihren neuen Herren aus dem Osten leiden, die ihnen bereits jetzt den Boden ihrer Existenz entziehen, um chinesische Enklaven zu errichten.

Würden wir Kambodscha wieder besuchen?
Hättest du am ersten Tag gefragt hätten wir sofort nein gesagt. Wir wollten nur so schnell wie möglich wieder raus. Am Ende blieben wir doch über drei Wochen und inzwischen würden wir sagen: Ja.
Sofern wir die Zerstörung der Natur und gewachsenen Viertel ertragen können, würden wir wieder kommen.

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