In den andalusischen Bergen
Gegen Abend beschließen wir von der Küste 50km vor Marbella abzubiegen und in die Berge zu fahren. Zum einen weil hier noch ein paar Badeplätze aus unsere Wild Swimming Buch liegen, aber auch weil auf dem Weg nach Ronda, das uns das Paar in Porto nahgelegt hatte, noch ein paar weiße Dörfer liegen. Eins der Dörfer ist Genalguacil. Das besondere ist, dass sich hier im August jedes Jahr Künstler aus der ganze Welt treffen und machen, was Künstler so machen. Am Ende verbleiben die Kunstwerke im Dorf installiert. Das klingt spannend und so machen wir uns im Sonnenuntergang auf, mit dem Wagen die Berge zu erklimmen. Tatsächlich wird es immer einsamer, die Straße ist zwar noch geteert, aber es liegen immer mal wieder Felsbrocken auf der Straße, Baumteile oder ganz Teile der Straße sind abestürzt und es wird über 15 km an der Befestigung gearbeitet. Wir arbeiten uns dann wieder hunderte Meter hinunter, um einen Fluss zu überqueren. Die Überquerung besteht nicht aus einer Brücke, sondern aus einem Betondings, das im Winter sicher überspült wird. Deshalb fahren die hier auch alle Jeeps, denke ich.
Als wir im dunkeln fast den Ort erreichen, sehen wir in den Bergen zwei weiße Orte hängen und gerade als wir auf den Ort zu fahren, schalten sie aussen die pinke Beleuchtung an.
Ute sagt noch „Die haben gesehen, da kommen Touristen, schalte das Licht an“
Wie nah wir an der Wahrheit sind, dass wir evtl die einzigen Touristen sind wird uns erst klar als wir ankommen.
Ein kleiner Parkplatz am Hang dient dem ganzen Ort als Abstellplatz. Wir laufen im dunkeln in den Ort, der innen taghell und wunderschön beleuchtet ist. Auf dem Platz mit einer wahrscheinlichen Wahnsinns Aussicht am Tag sitz eine Oma und brabbelt vor sich hin. Wir laufen durch die Gassen.
Überall Kunst, kaum Menschen, aber hunderte Katzen. Ute ist im Himmel. Es wimmelt von Katzen. Alle nicht verhungert, aber so viele, dass man Kastrationen nahelegen möchte. Aber jede Katze schein anders, komplett andere Rassen, Farben, Charaktere. Und so schlendern wir eine Ewigkeit durch diesen Ort, bevor wir Abends zurück in den Bus gehen und feststellen, dass es hier im Mitternacht mit 30 Grad noch wärmer ist als am Meer. Als Ute zu den Müllcontainern geht und ich mich frage wo sie bleibt, muss ich nur den Katzen folgen, die sich sternförmig aus allen Enden der Stadt auf einen Punkt zu bewegen. Und dort ist Ute.
„Du hast ihr doch nichts von deinem Schinkenbrot abgegeben?“ Frage ich Ute.
„Es waren plötzlich so viele“, sagte Ute.
Am nächsten Morgen wandern wir noch einmal durch die Stadt und es ist wieder wunderschön. Anders aber wunderschön. Viel Kunst. Noch mehr. Und Katzen. Man erinnert sich an Ute. Und plötzlich sind wir im Fernsehen. Jetzt wissen wir auch wohin der Mann mit Rollkoffer vorhin hin wollte. Das ist hier schon auffällig. Ein Kamerateam interviewt eine Frau im weißen Kittel und wir laufen als einzige Besucher durchs Bild. Wir treffen das Kamera Team nachher nochmal in der Schule bei den Kindern.
Ansonsten sind die Straßen leer und viele Häuser auch. Überall steht „Se Vende“
Ich stelle mir vor, wie toll es wäre hier Schriftstellerkurse zu geben“ Nicht dass ich das könnte, aber das Ambiente, die Ruhe und die leeren Wohnungen, das wäre schön und vielleicht würde es dem Ort helfen nicht zu sterben.