Auschwitz und Birkenau
Wir schreibt man über einen solchen Tag. Als Deutsche und besonders als Menschen fühlen wir uns moralisch verpflichtet hinzuschauen und so übernachten wir nur wenige Meter von dem Ort, an dem so viele Menschen starben. Immer wieder fallen uns absolut unpassende Gedanken auf, zB wenn Ute sagt, in Auschwitz kann man für 3 Euro duschen. Wir spüren wie wir am liebsten Witze machen möchten. „Lieber nicht in Auschwitz duschen“. Vielleicht weil es leichter zu ertragen ist? Dann merken wir. Das ist nicht ok. Dieses hin und her der Gefühle wird uns begleiten, als wir am nächsten Tag die kostenlosen Eintrittskarten bekommen und den kostenlosen Shuttle nach Birkenau nehmen, um dort das riesige, riesige Gelände zu durchwandern auf dem die Baracken standen. Ich kenne alles, jedes Gleis. Ich habe das Grauen in der Schule und danach in mich aufgenommen. Daher schockt mich nichts mehr. Zum Glück. Dennoch stehe ich dann an den Gleisen und frage mich, „wie furchtbar. Sie standen hier und haben gehofft und es gab kein happy End“. Eine Delegation aus Frankreich legt in einer einstündigen Zeremonie Kränze nieder und verliest Namen. Wir schütteln den Kopf, haben Angst als Deutsche erkannt zu werden, denken dann aber: Nein! Sie haben nicht DIE Juden umgebracht. Sie haben auch einen großen Teil UNSERES Volkes umgebracht. DIE Juden schließt sie schon wieder aus. Als wären es nicht unsere Nachbarn und Freunde gewesen. Die riesige Desinfektionsstation und die gesprengten Gaskammern, die Häuser in denen die Experimente an Kindern vorgenommen wurden. Dann geht es mit dem Shuttle in das eigentliche ursprüngliche Lager Auschwitz mit seinen 3 stöckigen Häusern. Wie ein Stadtteil. Und da steht der Satz: „Arbeit macht frei“, den meine Chefin in einem Schwedischen Möbelhaus mit den Worten „Singen macht frei“ als Einladung zur Chorprobe adaptiert hatte und nicht verstehen wollte, wo das Problem sei. Hier also. Riesige Räume voller Haar. Abgeschnitten. Das waren alles Menschen. Schuhe. Räume voller Kinderschuhe, voller Brillen, voller Koffer. Und dann eine graue lange Wand. Nicht grau. Es sind winzige Namen. Millionen Namen. Wer es jetzt nicht verstanden hat, wird es nie verstehen.