Bukchon Hanok Village, Seoul, Korea
Dieser Stadtteil ist berühmt für seine alten Häuser. Ein relativ großer Teil der Bausubstanz ist noch im alten Stil erbaut. Geschwungene Dächer, Tore, Papierwände. Hier wohnen die Wohlhabenden zwischen den Massen von Besuchern, die sich durch die kleinen Gassen schieben. Sehr viele sind in traditionelle Kostüme gewandet, die man hier überall mieten kann. Auf sowas stehen die Koreaner. So waren auch alle traditionell gekleideten Vietnamesen in Hoi An 2020 schon Koreaner. Außerdem bekommt man im Kostüm angeblich kostenlosen Eintritt zum Königspalast.
Hanok Village bietet einige kostenlose und für Besucher geöffnete Häuser an. Wir kamen dadurch teilweise der koreanischen Geschichte leichter nah, als es in Japan der Fall war. Und während die historischen japanischen Infotafeln immer wieder auf die Zerstörung durch das große Beben und die Atombomben verweisen, ist es hier der Hinweis auf die total Vernichtung durch die Japaner, die furchtbare Greultaten in vielen Ländern angerichtet haben, wodurch vieles hier keine paar hundert Jahre alt ist, sondern erst wieder errichtet werden musste.
Und plötzlich sind wir ganz tief im Thema Kaligraphie. Eine ganz wunderbare Künstlerin nimmt uns an die Hand und stellt sich unseren Fragen wie „kann das nicht jeder?“, „was ist daran so lange zu erlernen?“ und „du bist wirklich mit dem Fahrrad durch Hamburg gekommen, als du durch ganz Europa geradelt bist?“
Am Ende verstehen wir genau das, was ich als Grafiker schon ahnte. Auch dort denkt man oft: Na das kann ja nicht so schwer sein. Es geht um mehr als Schreiben. Es geht um Negativ- also Freiräume und um Worte die visuell das ausdrücken, was sie beschreiben. Eigentlich die Grundlage der Grafik. Und die kleinen roten Stempel sind einfach nur das Pendant zu den Signaturen in der Westlichen Welt. Nur manchmal sind sie auch Deko. Sind sie das Wort „Vögelchen“, das klein und rot auf einem der geschwungen Buchstaben des Wortes „Baum“ unterhalb von „Wind“ sitzt.
Dieser Tag war voll mit Wow, mit Kontakten, Architektur, Kunst, Cafés, Fancy Food und Wahnsinnsfotos, wir dachten uns platze der Kopf vor so vielen Eindrücken.