2020,  Laos

Flucht aus Laos

Wir kommen in Luang Prabang am Nordbahnhof an und der Tuktuk Fahrer verdient für die 3 km in die Stadt mehr als 20 Euro, da er wie üblich viel zu viel pro Person verlangt und nicht runter geht.

In dem neuen Hotel angekommen ist alles auf chinesisch beschrieben und wir können nicht mal die Klima umstellen, ohne fragen zu müssen. Das Hotel ist fast leer aber wir sind eh nicht lange da und machen uns stattdessen gleich auf den langen Fussweg zum Immigrationsbüro, das inzwischen weit draußen liegt. Hierfür verlangen die Tuktuk Fahrer 20 Euro (4km). Deshalb laufen wir in der Hitze.
In einem Restaurant, in dem wir essen wollen, will man uns nicht mehr bedienen. Wahrscheinlich, weil wir europäisch aussehen und in Europa die Grenzen zu Italien einfach nicht geschlossen werden und daraufhin die Zahlen in die Höhe schießen.
Ein Problem, das uns ab jetzt im Nacken sitzt.
Unser Plan ist heute eigentlich eine Verlängerung für unser Visum zu beantragen. Das kostet 2€ pro Tag. Also müssen wir genau wissen wie lange.



Wir wollen am liebsten bis zu Utes Geburtstag bleiben und dann mit dem Slowboat 2 Tage Richtung Grenze fahren. Sollten bis dahin die Grenzen nach Thailand geschlossen sein, bräuchten wir noch einen Puffer, um zurück nach Luang Prabang zu kommen, wo man noch einmal eine Verlängerung beantragen könnte. Ausserdem rechnen wir noch 3-4 Tage für Luang Namta drauf, das man dann gleich mit besuchen könnte und so kommen wir auf 14 Tage also 65€ Gebühr inklusive aller Gebührenteile.

Als wir ankommen ist noch Mittagspause, aber dann beantragen wir die Verlängerung, die wir am nächsten Tage wieder abholen können.

Kaum, dass wir den Weg durch die Hitze zurück geschafft haben, bombadieren Kathy und ihre Freunde, die wir auch in Moung Ngoi getroffen haben uns mit Informationen, dass die Grenze zu Thailand in 2 Tagen geschlossen würde. Das hätten sie von Leuten gehört, die einen Aushang in Touristen Büro gesehen hätten. Es ist nicht herauszubekommen ob das stimmt.



Der Wahnsinn beginnt:

Für uns heißt das Entscheidungen treffen. Wenn Thailand die Grenzen schließt, ist das natürlich die richtige Entscheidung für das Land. Es wäre auch wichtig für Laos, weil aus dem großflächig infiziertem Europa jeden Tag hunderte Menschen nach Laos einreisen, ohne wirklich getestet zu sein. Laos hat angeblich keine Fälle, kann aber auch nichts ausrichten wenn es los geht.

Thailand dagegen hat ein gutes Gesundheitssytem, hat von Anfang an immer mit offenen Karten gespielt, was die Fälle angeht und hat die Zahlen seit Beginn immer so um die 30 halten können.
Wenn wir nach Thailand einreisen hätten wir mindestens 60 Tage Zeit gewonnen, in denen wir im Land umher reisen können, bevor wir am Ende evlt doch die Reise abbrechen müssten, in Laos wäre das in maximal 30+14 Tage der Fall. Aus Thailand würden im Notfall eher Flugzeuge fliegen und eher Evakuierungsflieger landen als in Laos, besonders da wir an der anderen Ecke in Laos sind und in Thailand gibt es – basierend auf den vergangenen Entscheidungen – deutlich bedachtere Maßnahmen. Außerdem gibt es dort viele Touristen, die alle raus müssen.

Die Frage ist, wie wahrscheinlich ist es, dass die Grenzen jetzt schon zu machen. Heute noch fährt Kathy über die Grenze und schafft es als zweite nach Marie, kriegt aber keine Informationen dazu.
Wir müssen entscheiden, ob wir statt Montag oder nach Utes Geburtstag, gleich morgen das Slowboat nehmen. Aber selbst dann kämen wir erst am 15. an der Grenze an. Das Slowboat war allerdings einer meiner Highlites und ich würde es so gerne machen. Die Kosten sind 22 Euro fürs Slowboat, Unterkunft, dann die Busse nach Chiang Rai und dann Chiang Mai. Dagegen gibt es einen Flug übermorgen für 220€ für beide, der uns sofort nach Chiang Mai bringen würde und damit safe nach Thailand, sofern bis dahin Deutsche noch einreisen dürfen.

Mit Rohren beladener Laster



Wir telefonieren mit Marnie und schreiben mit anderen Freunden. Wir sind extrem gestresst, weil die Nachrichten sich bei Facebook überschlagen. Wir gehen ins Utopia, um ein wenig Ruhe zu finden und in aller Ruhe nachzudenken.
Wie angespannt die Situation ist, merkt man als ein Kellner vorbei kommt und Ute fragt wo sie herkommt. Sie verschluckt sich als sie “Germany” antwortet und der Kellner rennt entsetzt weg und ruft “it s ok. thank you”
Wir lachen, aber es zeigt, wie sehr sich die Situation auch hier verändert hat, denn niemand glaubt mehr, dass es keine Fälle gibt und besonders, dass wegen der offenen Grenzen keine Fälle aus Europa eingeschleppt werden. Denn zu dem Zeitpunkt hat Laos zwar die Grenzen nach China dicht aber noch nicht reagiert auf die neue Gefahr aus dem Westen.
Ein Bekannter nennt das Rassismus. Interessanter Gedanke. Die Grenzen nach China zu schließen ist kein Rassismus aber als die Zahlen in Europa explodieren und dennoch ungebremst tausende aus Europa einreisen, ist das Rassismus. Dabei übersieht er leider, die Gefahr für das kleine Land.

Es ist leer geworden in Luang Prabang



Unter anderem ist auch diese Gefahr ein Grund warum wir uns zum Ausreisen entschließen. Wir wollen das Land entlasten, wenn es seine Ressourcen braucht. Dass wir mit all diesen Entscheidungen recht haben werden, zeigt sich anderthalb Wochen später, als Laos und umliegende Länder die Grenzen geschlossen haben, Hotels keine Touristen mehr aufnehmen, aber gleichzeitig eine Ausreise nicht mehr möglich ist und natürlich nach den ersten Testungen Fälle in Laos vorhanden sind. Und auch dass Touristen aus Europa das größere Problem sind, zeigt sich als in Thailand am Flughafen Personal durch ankommende Europäer infiziert wird und auch viele der Neuinfektionen, die die Anzahl in Thailand ansteigen lassen aus Europa kommen.


Wir ziehen also den nächsten Tag in die Aussibar um, wo wir eigentlich 2 Nächte bleiben wollten und sagen bereits die nächste Nacht ab. Es wird nichts mit 10 entspannten Tagen in Luang Prabang mit Yvi, die am 17ten weiter nach Indien fliegen wollte. Indien ist eh jetzt schon dicht und wir müssen schnell raus.
Allerdings müssen wir noch unsere Pässe abholen, deshalb können wir nicht heute fliegen und so laufen wir wieder zu Immigration und holen unsere Pässe ab, deren Verlängerung jetzt vollkommen umsonst war. Aber sie war immerhin eine Absicherung für den Fall, dass..
In der Immigration treffen wir einen britischen Motorradfahrer, den wir in Muang Ngoi bei Sinsamut getroffen hatten und der von da aus nach Vietnam hochfahren wollte. Er erzählt uns, dass er zwei Tage nach Norden gefahren sei, um dann vor geschlossenen Grenzen zu stehen und dann wieder 2 Tage nach hier runter. Jetzt hat er das Problem, dass er sein Motorrad in der Situation nicht verkauft bekommt und ausserdem sein Flug von Saigon geht. Er weiß im Moment weder, ob man dort über die Grenze kommt, noch ob dann sein Flug geht. Die Idee das Motorrad hier irgendwo ein Jahr abzustellen, scheint die Sinnvollste. Was genau aus ihm wird, werden wir nicht mehr erfahren, aber er ist nur einer von Vielen.
Gleichzeitig reist Richie, von der Büffelfarm, bereits durch Myanmar, was Kathy, die dort – wie wir – auch als nächstes vor gehabt hat, bereits aufgegeben hat. Zum Glück, denn wenig später kommt da niemand mehr raus bzw rein nach Thailand. Arthur und Charlotte befinden sich noch in Südlaos und scheinen recht unbeindruckt ihre Reise fortzusetzen.

Wir buchen den Flieger und während wir erfahren, dass Maries neues Visum für Nepal bereits wieder ungültig geworden ist, als sie wieder aus Bangkok nach Chiang Rai geflogen ist um ihren Flug nach Nepal anzutreten. Wir belohnen uns für den harten Tag und essen ein Schnitzel in einem German Restaurant, das wirklich gut ist. Eigentlich zu teuer aber 6,50 gönnen wir uns heute mal.


Wir wünschen uns in dem Moment nur, dass der Stress nachlässt und hoffen das in Thailand zu finden und wenn wir nicht mehr reisen können, dort ein Haus mit anderen gemeinsam zu nehmen und auszuharren. Zur Zeit könnte das Kathy und Marie und Freund sein.

Wir besteigen den Flieger und sind erleichtert als wir einsteigen dürfen und in Thailand wieder aussteigen. Die erste Flucht ist gelungen.


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