Schäßburg / Sighisoara
Als wir diese Stadt erreichen haben wir keine Ahnung, dass wir hier für mindestens 11 Tage nicht mehr wegkommen. Die Gründe sind eine süße Stadt, ein wahnsinnig gutes Café, ein gespaltener Zahn, ein schöner Hof, auf dem wir 4 Tage leben dürfen, die wunderschöne Umgebung (samt Viscri) und eine tolle Hochebene mit vielen 800 Jahre alten Bäumen.
Wo fängt man da an?
Natürlich bei dem touristisch bekannten Teil:
Die Altstadt liegt zum großen Teil auf einem Hügel. Hier steht das Haus wo Vlad Dracule die ersten 4 Jahre gelebt hat, hier gibt es eine überdachte Treppe mit hunderten Stufen „noch hinaufer“ zur Kirche, Schule und evangelischen Friedhof. Überall tolle Tore, Türme und Cafés. Bei letzteren hat uns besonders das schön designte Atelier Café bezaubert und für unseren Geschmack viel zu oft geschlossen gehabt.
Dass man hier natürlich wieder aus historischen Gründen deutsch spricht, war schon fast klar. Selbst bei Lidl oder Penny werden wir auf deutsch angesprochen und eingeladen an ihren Häusern den Stellplatz zu beziehen. Als es zum Schlimmsten kommt, finden wir hier eine Dentalklinik, die zwar das Wort Rechnung (genau wie die Apotheke) noch nie gehört haben will, aber eine gute Arbeit macht und sofort Termine dazwischen schiebt. Natürlich wieder aufgrund der Hilfe unseres hilfsbereiten rumänischen Gastgebers, der nicht nur spricht wie Mr Bean, sondern auch so guckt.
Wir bekommen auch einen Strafzettel fürs Falschparken, obwohl wir mit der App ein Parkticket bezahlt haben, was der Parkwächter damit begründet, dass er kein Ladekabel für sein Handy hat. Aber das ist schnell geklärt. Als wir bei Kaufland Fritz Kola zuckerfrei finden, gibts eigentlich keinen Grund, hier jemals wieder wegzufahren und so kehren wir allabendlich zurück an unsere Feuertonne vor den Toren Sighisoaras und bereiten Popcorn über dem Feuer.
Genau als der Regen kam, haben wir den passenden Ort gefunden. Zum ersten Mal seit Kroatien, sind wir wieder auf einem bezahlten Platz. Der ist zwar noch nicht geöffnet aber Mr Bean hat uns dennoch per App, das Tor geöffnet und das Passwort fürs Wifi gesendet. Er hat einen ehemaligen Hof zum Campingplatz umfunktioniert, was hier heißt, warme Dusche, grüne Wiese, Strom, Grill und Kohle und Feuertonne mit genug Holz und einem großen überdachten Bereich, an dem es sich bei Regen aber 20 Grad gut aushalten lässt. Da lassen sich schnell mal ein paar Blogartikel aufholen, ein paar weitere Bilder schießen für die Käuferanfragen für unseren Okto-Bus (wie ein Verkäufer ihn nannte) und Wäsche waschen.
Wichtigste Aufgabe: Nachts checken, ob das Bärenschutztor zu ist. Damit wir auch nachts ewig am Feuer sitzen können.
Eines Tages, wir sitzen in der Sonne, vernimmt Ute von irgendwo her ein „Hallo?“ und kommuniziert durch ein Loch in der Mauer mit Daniela aus Holland, die dringend einen Platz suchen und so sind wir ab diesem Tag 2 weitere Personen und 2 zuckersüße kleine weitere Persönchen, die an Ute einen Narren gefressen haben. Zusammen sitzen wir die nächsten Nächte an der Feuertonne, poppen Poppcorn überm Feuer und erzählen uns Geschichten. Sie haben nämlich lange auf einem Boot gelebt (war ja klar) und Rosie erzählt voller stolz, dass sie auf dem Boot geboren wurde. Als wir wieder in der Stadt sind stellt sich heraus dass Utes Zahn längs gespalten ist und gezogen werden muss. Nach einem Tag „ein letztes Mal dies und das“ wird er dann entfernt. Zum Glück haben wir unseren Hof auf dem sie ihre Wunden lecken kann während wir anderen philosophierend am Feuer sitzen.
Die große Frage die unsere ganzen Planung mal wieder über den Haufen wirft: Wo machen wir in 3 Monaten die Zahnimplantation. Hier wäre sie am günstigsten aber in 3 Monaten sind wir eigentlich in Indonesien. Die Frage wird uns noch lange beschäftigen und viele Entscheidungen abverlangen.
Oberhalb Sighisoaras gibts eine lange Ebene mit teils über 800 Jahre alten Bäumen. Die Riesen stehen überall. Ein magischer Ort, den wir nicht mehr so schnell verlassen konnten.
Das hätten wir auch unserer Bachstelze nicht antun können, die sich in unseren Spiegel verliebt hatte.