300 km nachts über den Amazonas nach Peru

Die nächste Straße von Leticia ist 500 km entfernt. Man kann aber in 6 Tagen mit dem Boot bis nach Manaos (Brasilien) fahren, dort gibt es auch eine Straße oder 3 Tage nach Iquitos und Peru in die andere Richtung. Da gibt es zwar Straßen, die enden aber nach der Stadt. Um eine Straße zu finden, die an das Land angeschlossen ist, musst du noch einmal 6 Tage mit dem Frachtschiff von Iquitos weiter dem Amazonas hinauf schippern. Die Strecke zwischen Iquitos und Leticia kannst du aber auch schneller bewältigen. Mit dem Speedboot geht es angeblich in 10-12 Stunden ans Ziel. Unser Boot brauchte 16 Stunden. Vor der Abreise war aber noch einiges an Organisation nötig.

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300 km nachts über den Amazonas nach Peru

Die nächste Straße von Leticia ist 500 km entfernt. Man kann aber in 6 Tagen mit dem Boot bis nach Manaos (Brasilien) fahren, dort gibt es auch eine Straße oder 3 Tage nach Iquitos und Peru in die andere Richtung. Da gibt es zwar Straßen, die enden aber nach der Stadt.

Um eine Straße zu finden, die an das Land angeschlossen ist, musst du noch einmal 6 Tage mit dem Frachtschiff von Iquitos weiter dem Amazonas hinauf schippern. Die Strecke zwischen Iquitos und Leticia kannst du aber auch schneller bewältigen. Mit dem Speedboot geht es angeblich in 10-12 Stunden ans Ziel. Unser Boot brauchte 16 Stunden.

Vor der Abreise war aber noch einiges an Organisation nötig. Du musst dich, wegen fehlender Grenzen irgendwo ausstempeln. Als wir aus dem Urwald zurückkommen und nach einer Nacht wieder abreisen, versuchen wir herauszufinden, wo wir diese Stempel bekommen. Manche sagen in der Stadt, andere am Fluss. Andere am Flughafen.

Der Einreisestempel auf der anderen Flussseite in Peru, von wo aus wir auch losfahren werden, soll 2 km im Land liegen, wenn der Beamte nicht gerade einen trinken gegangen ist, dann ist er irgendwo in einer Bar in dem Dorf. Da unsere Unterkunft nahe am Flughafen liegt und am Abreisetag in Kolumbien Feiertag ist, laufen wir Richtung Flughafen. Auf dem Weg dorthin fragen wir die Menschen in den einfachen Hütten nach einer Abkürzung und landen dadurch statt nach 3 km auf Straßen, schon nach 500 Metern über einen Pfad am Terminal.


Ausreisestempel geklappt. Jetzt rausfinden wo die Einreise stattfindet. Unser Bootsfahrer hat uns vor ein paar Tagen immer wieder gefragt, ob wir zur Immigration wollen und so versuchen wir das heute mal. Und siehe da: Es gibt ein schwimmendes Office, nur wenige Meter neben unserem Anleger, auf der Insel auf der wir in den Urwald gestartet sind und dieses schwimmende Office hat zwei Schalter. Peru und Kolumbien und beide haben offen. Entweder hatte vorher keiner eine Ahnung oder genauso wahrscheinlich waren wir lost in translation.

Unser Longboat wartet, bringt uns anschließend zum schwimmenden Anleger in der Mitte des Flusses, von wo aus wir heute nach Iquitos starten werden. Wir sind halb 12 da. Um 12 geht es los. Leider sagt man uns, es ginge erst um 14 Uhr los. Wir zeigen das Ticket. Er schüttelt den Kopf und sagt sowas wie, „dem werd ich die Leviten lesen“.


Auch die Info das Boot brauche nur 12 Stunden verneint er. 16 Stunden. Damit kommen wir also nicht wie geplant um 2 Uhr nachts in Iquitos an, sondern um 6 Uhr morgens. Wir hätten also unsere Unterkunft nicht buchen und bezahlen müssen. Das ist höchst ärgerlich. Auf der Fahrt halten wir in vielen Dörfern entlang des riesigen Amazonas. Nonnen kommen an Bord und verkaufen Essen. Wir lümmeln uns in unsere Sitze und lassen uns den Fahrtwind um die Ohren brausen. Immer wieder macht das Boot eine Vollbremsung. Amazonasbaum im Wasser. So ein Stamm könnte unser Boot komplett aufreissen. Immer wieder fahren wir rückwärts und umfahren Hindernisse. Nachts um drei: Der arme Fahrer hat eine Taschenlampe in der Hand und lenkt im Stehen mit der anderen.

Das Wasser liegt spiegelglatt. Keine Delfine, keine Riesenschlangen. Wenn wir jetzt etwas rammen und untergehen, sieht man das andere Ufer nicht mal. Und es sind zwischen den Dörfern mindestens 50 km und hunderte bis zu einer Stadt. Stattdessen nur dichter Dschungel. Das würden wir aber schon hinbekommen. Und wenn diese Kinder nach dem Flugzeugabsturz hier überleben konnten, dann können wir das schon lange. Ha!

Morgens um 7 sehen wir Iquitos. Keine kleine Stadt wie Leticia. Eine Enklave im Dschungel. Riesige Schiffe und am Ufer sieht es aus wie in Indien. Zum Glück kommen wir jetzt erst an. Als wir nämlich gegen 8 Uhr in der Unterkunft ankommen, ohne Simkarte für Peru, macht niemand auf, da unsere Gastgeberin gar nicht da ist. Wie wäre das wohl um 2 Uhr nachts gewesen? Ein Gast aus Ecuador nimmt sich ein Herz und öffnet uns. Wir fallen ins Bett und schlafen. Peru. Wir sind da. Also immer noch irgendwo im Dschungel. Immer noch im selben Dschungel, der scheinbar nie endet, aber offiziell in Peru.

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